
Beim Kauf von Outdoor-Bekleidung steht oft ein Begriff im Vordergrund: Atmungsaktivität. Doch was bedeutet das genau und warum ist es so entscheidend für den Komfort und die Leistungsfähigkeit beim Wandern, Bergsteigen oder anderen Outdoor-Aktivitäten? In diesem Beitrag nehmen wir uns die Zeit, diesen Begriff zu erklären und zu beleuchten, welche Technologien und Materialien in der Outdoor-Branche verwendet werden, um Atmungsaktivität zu gewährleisten.
Was bedeutet Atmungsaktivität?
Der Begriff „atmungsaktiv“ wird häufig verwendet, um die Fähigkeit eines Materials zu beschreiben, Feuchtigkeit von innen nach außen zu transportieren, ohne dabei Luft und Wind ungehindert durchzulassen. Die Atmungsaktivität beschreibt also die Fähigkeit eines Kleidungsstücks, Schweiß und Feuchtigkeit nach außen zu leiten, während gleichzeitig der Körper gegen äußere Witterungseinflüsse wie Regen und Wind geschützt wird.
In der Praxis bedeutet das: Während du dich bei Outdoor-Aktivitäten körperlich anstrengst, produziert dein Körper Wärme und Feuchtigkeit in Form von Schweiß. Wenn diese Feuchtigkeit nicht effizient abtransportiert wird, sammelt sie sich auf der Haut oder in den unteren Schichten deiner Kleidung. Dies kann nicht nur unangenehm werden, sondern auch dazu führen, dass du auskühlst, insbesondere wenn du eine Pause machst oder die äußeren Bedingungen kälter sind. Atmungsaktive Bekleidung sorgt dafür, dass dieser Feuchtigkeitsstau vermieden wird, indem sie den Schweiß nach außen ableitet.
Funktionsweise atmungsaktiver Materialien
Wie funktioniert Atmungsaktivität in der Outdoor-Bekleidung? Die Antwort liegt in den verwendeten Materialien und deren Aufbau. Die meisten atmungsaktiven Stoffe basieren auf Membranen oder Beschichtungen, die kleine Poren haben. Diese Poren sind so klein, dass sie Wassertropfen (wie Regen) abhalten, aber groß genug, um Wasserdampf (den Schweiß) entweichen zu lassen.
Bekannte Materialien wie **GORE-TEX** oder **eVent** verwenden diese Art von Membran-Technologie. Sie bestehen aus mikroporösen Schichten, die es ermöglichen, dass Feuchtigkeit in Gasform (also als Schweißdampf) nach außen transportiert wird, während flüssiges Wasser nicht eindringen kann. Dadurch wird eine Balance zwischen Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität erreicht.
Ein weiteres gängiges Material ist **Softshell**, das in der Regel aus eng gewebtem Stoff besteht, der winddicht ist, aber dennoch atmungsaktiv bleibt. Es ist besonders bei Aktivitäten beliebt, bei denen es auf Bewegungsfreiheit ankommt, wie etwa beim Klettern oder Wandern.
Faktoren, die die Atmungsaktivität beeinflussen
Die Atmungsaktivität eines Kleidungsstücks wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Ein wichtiger Aspekt ist die Aktivitätsintensität: Je mehr man schwitzt, desto mehr Feuchtigkeit muss abgeführt werden. Hier spielt die **Wasserdampfdurchlässigkeit** eine zentrale Rolle. Dieser Wert wird oft in Gramm gemessen (g/m²/24h) und gibt an, wie viel Wasserdampf pro Quadratmeter Material in 24 Stunden entweichen kann. Je höher der Wert, desto atmungsaktiver ist das Material.
Aber nicht nur das Material selbst ist entscheidend. Auch die **Passform** und die **Belüftungssysteme** eines Kleidungsstücks spielen eine Rolle. Beispielsweise sorgen Reißverschlüsse unter den Armen (sogenannte "Pit Zips") oder Mesh-Einsätze an strategischen Stellen dafür, dass zusätzliche Luftzirkulation möglich ist und so die Atmungsaktivität unterstützt wird.
Ein weiterer Faktor ist das **Schichtsystem**, das bei Outdoor-Aktivitäten oft angewendet wird. Es besteht in der Regel aus einer Basis-, einer Isolations- und einer Außenschicht. Jede dieser Schichten sollte atmungsaktiv sein, damit der Schweiß von der Haut weggeleitet und schließlich nach außen transportiert wird. Wenn nur eine der Schichten nicht atmungsaktiv ist, kann dies den gesamten Feuchtigkeitstransport behindern.
Die Herausforderung: Balance zwischen Atmungsaktivität und Wetterfestigkeit
Ein oft auftretendes Problem bei Outdoor-Bekleidung ist der Balanceakt zwischen Atmungsaktivität und Wetterfestigkeit. Je stärker ein Kleidungsstück gegen Wind und Regen schützt, desto weniger atmungsaktiv kann es werden. Um dieses Dilemma zu lösen, haben Hersteller verschiedene Technologien entwickelt, die sowohl wasserdicht als auch atmungsaktiv sind. Doch selbst die besten Materialien stoßen bei extremer Feuchtigkeit oder bei besonders intensiver Aktivität an ihre Grenzen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass kein Material zu 100 % atmungsaktiv und gleichzeitig komplett wasserdicht ist. Auch wenn einige High-End-Produkte wie **GORE-TEX Pro** oder **eVent** sehr nahe an dieses Ideal herankommen, gibt es immer einen Kompromiss. Bei starkem Regen und intensiver körperlicher Aktivität wird selbst das atmungsaktivste Material irgendwann Schwierigkeiten haben, den gesamten Schweiß nach außen zu transportieren.
Die Wahl des richtigen Materials
Welche Materialien sollte man also wählen? Das hängt stark von der geplanten Aktivität ab. Für intensive Aktivitäten bei trockenem Wetter ist eine leichte, hoch atmungsaktive **Softshell-Jacke** oft die beste Wahl. Sie bietet ausreichend Schutz vor Wind, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Für nassere Bedingungen oder längere Touren in wechselhaftem Wetter empfiehlt sich eine **Hardshell-Jacke** mit einer atmungsaktiven Membran wie GORE-TEX. Diese schützt zuverlässig vor Regen und Wind, lässt aber trotzdem Schweiß nach außen entweichen.
Eine dritte Option sind **Hybrid-Jacken**, die atmungsaktive und wetterfeste Materialien kombinieren. An stark beanspruchten Stellen wie Schultern oder Rücken sind sie wasserdicht, während an weniger exponierten Bereichen atmungsaktive Materialien verwendet werden.
Fazit
Die Atmungsaktivität von Outdoor-Bekleidung ist ein entscheidender Faktor für den Komfort und die Leistung bei Outdoor-Aktivitäten. Sie sorgt dafür, dass der Körper trocken und temperiert bleibt, auch wenn die äußeren Bedingungen anspruchsvoll sind. Doch Atmungsaktivität ist keine absolute Eigenschaft – sie hängt von vielen Faktoren ab, darunter die verwendeten Materialien, die Passform, das Schichtsystem und die Intensität der Aktivität.
Wer sich also für Outdoor-Bekleidung entscheidet, sollte immer im Hinterkopf behalten, dass es auf die richtige Kombination von Atmungsaktivität und Wetterfestigkeit ankommt. So ist man optimal für jedes Abenteuer gerüstet – egal, ob man auf eine entspannte Wanderung oder eine anspruchsvolle Bergtour geht.
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